„Marschen sind generell flache Landstriche ohne natürliche Erhebungen. Sie liegen in etwa auf Höhe des Meeresspiegels landeinwärts des Watts und der Salzwiesen und reichen bis zur Geest, die pleistozänen Ursprungs ist. Entstehungsgeschichtlich gehören sie zu den jüngsten geologischen Formationen: Sie sind holozänen Ursprungs, also nacheiszeitlich. Ausgedehnte Marschgebiete gibt es in Deutschland nicht nur direkt an der Nordsee, sondern beispielsweise auch als Flussmarschen im Gezeiten-Einflussgebiet der Tideflüsse, insbesondere der Elbe, Weser, Eider, Oste und Ems.“ - soweit Wikipedia zu diesem Thema.
Eben eine solche Landschaft mit fruchtbaren Böden und üppigem Grün soll Thema meiner Kleinbahn sein. Die Straßen sind eher schmal und meist in schlechtem Zustand und die Eisenbahn ist noch ein wichtiges Verkehrmittel im landwirtschaftlich geprägten Raum. Angesiedelt zwischen 1950 und 1960 irgendwo in Schleswig-Holstein oder dem nördlichen Niedersachsen fahren hier vor allem ehemalig preußische Lokomotiven und Wagen, aber natürlich auch das Schweineschnäuzchen und die V20, sowie ein bunter Fuhrpark aus Wagen, die von der Betreibergesellschaft irgendwo zusammengekauft worden sind.
Orientiert habe ich mich dabei an der Buxtehude-Harsefelder Eisenbahn oder der der OHE, in der Größenordnung aber vor allem an der Lüchow-Scharsauer Eisenbahn.
So weit zur Idee, aber wie realisieren in einer zwei Zimmer Wohnung, die ich mit meiner Liebsten teile?
Als ich vor zweieinhalb Jahren zu ihr zog war denn auch meine erste Frage, wo kann ich hier eigentlich meine Werkstatt einrichten? Nun, ich habe die Speisekammer geerbt, immerhin 6 qm mit Dachschräge, aber ohne Fenster – ok, das reicht als Bastelbude. Ein stilvolles gusseisernes Stallfenster zwischen „meiner“ Kammer und „unserem“ Wohnzimmer war dank Zwischenwänden aus Gasbeton leicht eingebaut. Aber wohin mit der Bahn? Die Lösung:
Das „Hole in the wall“ (eigentlich eine Hilfsorganisation des Wikipedia Gründers Jimmy Wales, die Kindern aus armen Ländern helfen soll Zugang zu Bildung und Ausbildung zu erlangen.- Ich erwähne das hier, weil ich diese Stiftung für gut und wichtig halte.).
Bei mir ist die wörtliche Übersetzung gemeint.
So fährt jetzt meine Bahn aus meiner Werkstatt, in der später noch BW und Endbahnhof entstehen, durch eben dieses „Loch in der Wand“ ins Wohnzimmer, wo sie sich in 4 Modulen auf insgesamt 4,40m Läge, nach dem immer an der Wand lang Prinzip, austoben darf.
Das Loch
Das Chaos hinter dem Fenster möchte ich doch erst später zeigen.
Ich finde meine liebe Frau ist, im Übrigen nicht nur an dieser Stelle, außerordentlich großzügig und tolerant und nicht nur das: Nach wie vor findet sie mein Hobby eher schräg. Sie kann den Aufwand an Zeit und Geld nicht wirklich nachvollziehen, fragt sich mitunter wohl auch, was in meiner Kindheit schief gegangen sein mag. Sie freut sich aber über jeden Baufortschritt und jedes Detail, das auch ihren historistisch – romantischen Vorstellungen einer ländlichen Idylle Nahrung gibt. So entstand mit ihr kürzlich eine Diskussion, die darin endete, das hier in der norddeutschen Marsch selbstverständlich nur schwarzbunte Kühe die Wiesen bevölkern – und ebensolche fand ich dann in meinem Nikolaustütchen!
Im letzten Tageslicht sieht Bauer Hinnark noch mal nach seinen Rindviechern
Zwar wird sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemals selber bauen und gestalten, von der Technik mal ganz zu schweigen, aber sie ist inzwischen zu einer exzellenten Begutachterin und Kritikerin meines Wahns geworden – und ich weiß das sehr wohl zu schätzen.
Die Tunneleinfahrt
Die Straße darüber
soweit die Gestaltung bis heute
So sieht das Ganze in unserem Wihnzimmer aus.
Bis hier hin erst mal die ersten 110cm, den Baufortschritt und die Technik der restlichen 330cm werde ich in diesem Thread in den nächsten Tagen weiter mit Bildern und begleitendem Text vorstellen, auch wenn einige Details in meinen bisherigen Beiträgen schon mal gezeigt wurden. Ach ja, meine Frau und auch ihre Tochter haben kürzlich angemahnt, dass das Ganze nun schon seit zwei Jahren eine Baustelle ist und doch so langsam mal fertig werden müsste.
Und zweigt auch wieder, mit welchen Ideen man zum Platz für seine Modellbahn kommt ... und daß es nicht immer die zweigleisige Hauptstrecke mit ICE sein muß ...
Ich bin begeistert, vorallem kann ich mir jetzt vorstellen wie ich das am besten mache, weil ich die gleichen Platzprobleme habe. Macht weiter so, sieht super aus.
Ein schönes Thema hast Du ausgesucht. Die Idee mit dem Wanddurchbruch ist gut. Die Brücke sieht mir aber zu sehr nach Tunnel aus und das passt zu keiner norddeutschen Kleinbahn. Eine kleine Bogenbrücke aus Stampfbeton würde da besser hinpassen.
als Eingeborener und ebenfalls Bastler der von Dir gebauten Landschaft, bin ich auch gespannt, was da noch alles kommt!
Beim Tunnelportal muss ich dem Kleinbahner recht geben. Ich hätte eine schlichte Betonlösung oder ggf. sogar nur ein Portal aus Bäumen und Büschen installiert.
Ihr habt natürlich recht mit dem Charakter der Brücke. Sie ist ja auch von Haus aus ein Tunnelportal. Mir gefiel halt die Bauart und lebendige Struktur des doppelgleisigen Tunnelportals von Noch so gut. Die steinerne Struktur fand ich sehr schön alt und auch passend. Also habe ich zwei Portale in diverse Einzelteile zerlegt und wieder zusammen geklebt. Der Hartschaum lässt sich übrigens wunderbar bearbeiten.
Ich habe zwei davon genommen um erstens die nötige Höhe zu erreichen und zweitens eine größere Spannweite, um eben dem Ganzen mehr einen Brückencharakter zu geben. Weil ich die Brücke in einem Winkel von ca. 20° schräg nach hinten versetzt aufstellen wollte. So kann man nicht direkt in den Tunnel hinein sehen. Der Eindruck eines Tunnels entsteht meines Erachtens vor allem dadurch, dass das Portal am unteren Rand wieder im Bogen nach innen zuläuft, also eher eine Röhre ergibt. Ich hatte auch daran gedacht das zu ändern aber keine Lösung gefunden ohne die Strukturen zu zerstören. Ich fand es ohnehin schwierig direkt am Wanddurchbruch eine Brücke darzustellen, weil sich durch die Wandstärke sowieso ein Tunnel ergibt, wenn man hinein schaut.
Fazit: Ich werde die unteren Ränder noch ein wenig mit Grünzeug weg tarnen. Vielleicht liegt der Durchbruch ja auch am Rand des Geestrückens und dann denke ich würde es auch als kurzer Tunnel durchgehen.
Hier muß ich erst mal enden. die Spätschicht ruft.
Gruß Frank
PS.: Weitere Details folgen und die primitiven Telegraphenmasten sind natürlich nur Platzhalter.
ein wirklich sehr sehr spannendes und kreatives Projekt, was sehr schön Zeigt: Not macht erfinderisch, und das gerade in der "Not" wesentlich bessere Dinge entstehen, als wenn ein ganzer Hobbykeller zur Verfügung steht, denn man muss sich jeden Schritt genauestens überlegen und achtet viel mehr darauf, was man zeigen will und wie man es zeugen will. Bin sehr gespannt und die weiteren Fortschritte und Fotos.
Aber nun trotzdem mal ... Hast du nicht letztens noch an einem Bahnhof oder einer Anlage gebaut? Was ist denn mit diesem Projekt geworden?
Ich finde das ist einer der Vorteile von solch "kleinen" Projekten. Die Ideen und deren Verwirklichung ist so schnell lebig, da sind einfach Änderungen ohne große Verluste machbar. Und das geht solange bis man seinen Stil gefunden hat und somit sein eigentliches Ziel verfolgen kann. Ich habe mal knapp 6 Jahre an meiner "endgültigen" Anlage gebaut. Eine Erweiterung oder Änderung war leider nicht möglich. Nicht zuletzt weil sich die Platzverhältnisse verschlechtert haben. Fazit: In die Tonne! Allerdings nur symbolisch. Sie wird jetzt unter nicht weniger geschickten Händen fertig gestellt.
Frank, ich finde dein jetziges Projekt auch richtig toll! Ähnelt es doch sehr dem welches ich zur Zeit bearbeite. Da wird ebenfalls auf sehr schmalen Segmenten gebaut. Und es gilt auch so einen ähnlichen "Tunnel" zu tarnen.
Zitat Aber nun trotzdem mal ... Hast du nicht letztens noch an einem Bahnhof oder einer Anlage gebaut? Was ist denn mit diesem Projekt geworden?
Grüße Andi
Moin Andi,
jo, das ist richtig. Ich habe das in den Thread Anlagenbau eingestellt weil die ersten 150cm (für den Betrachter links) abgebildet sind. In den weiteren 290cm sind dann meine anderen Projekte wieder enthalten.
Etwa so:
Das ist der rechte Teil, und wie man schon sieht ist auch hier noch einiges zu tun. Dazwischen liegt noch ein kürzerer Abschnitt mit Ladestraße und Gleiswage, der sich zur Zeit noch im Rohbau befindet:
@ alle anderen:
Ich freue mich sehr über euer Lob und vor allem auch über eure Kritik, die mich schon so manches Mal weiter gebracht hat. Diese Dialoge sind für mich immer sehr fruchtbar und ich werde weiter berichten so, wie der Bau fortschreitet.
Ein wirklich tolles Projekt! Kannst Du vielleicht mal was zu Deinem Fuhrpark sagen? Besonders die eingesetzten Personenwagen interessieren mich... (der Rest aber auch, ist ja klar)
seeehr schön! Bin grad dabei,eie ähnliche Anlage zu bauen!-allerdings ohne Wanddurchbruch...meine Freundin würde mich lünchen...Was hast du da für weichen verbaut?
ich lasse mich auch mal kurz zu deiner Anlage aus.
Sie gefällt von der Gestaltung als auch vom Thema her. Da wir jetzt ja Winterszeit haben, denke ich, werden die weissen Flecken in Kürze auch verschwinden.
AHHHAAAA ... dachte schon, du hast den schönen Endbahnhof aufgegeben. Also wird es wohl noch einen zweiten Endbahnhof geben, auf der anderen Seite der Wand (erzähl deinem Vermieter aber nix von der Kernbohrung), richtig?
Da bin ich natürlich noch mehr Feuer und Flamme und freu mich auf den zweiten Endbahnhof.
Mein Fuhrpark : Zwei Preuss. T3 einmal Fleischmann mit Faulhaber und einmal Trix mit Glasmachers Schnecke. Lima V20 auch mit Glasmachers Schnecken, Bemo Wismarer und PMT Wettiner. Ich hab auch noch eine sächsische T3 von Piko und einen Roco Glaskasten (den hat meine Frau ausgesucht!), die hier nicht unbedingt herpassen, ich mag sie aber und sie laufen gut. Die Personenwagen die du hier siehst sind zwei alte Preussen von Roco, ein Bayer von Roco und der Packwagen ist wenn ich mich recht entsinne ein Sachse von Tillig/SaMo. Alle mit Diodenbeleuchtung. Meine Güterwagen sind eine bunte Mischung, vorrangig aus Epoche 2 und Eigenbauten. Alle Fahrzeuge haben RP25 Räder und sind erheblich umgebaut/ gesupert und auf alt getrimmt. In der Abteilung Fahrzeug Um- und Eigenbauten werde ich nach und nach noch einige Fahrzeuge vorstellen.
Gefahren wird sowohl analog mit einem alten SB-Regler, der von mir noch ein Untersetzungsgetriebe verpasst gekriegt hat und sehr gut zu regeln ist. Neuerdings auch digital mit Roco Lokmaus 2.
@Holger:
Die weissen Flecken - ich arbeite daran.
@Whitecad (N.N.?):
Gleise und Weichen sind alle von Tillig Elite. Die Weichen habe ich erheblich umgebaut mit Doppelschwellen neuen Flügelschienen an den Herzstücken, neuen Radlenkern und vernünftiger, kurzschlusssicherer Polarisierung. - ähnlich wie hier in einem Thread bei Gleisbau kützlich von einem anderen User gezeigt. Was ich zur Zeit meines Baues noch nicht realisiert hatte: Ich habe zwar entsprechend der Reichsbahnbauart Doppelschwellen an den Schienenstößen eingebaut aber der Schwellenabstand ist für ein hier angemessenes Gleis dritter Ordnung zu eng - Schade aber da kann ich jetzt nichts mehr machen.
@Andi:
Wie schon in meinem Eingangbeitrag erwähnt, am anderen Ende gibt es noch fast gar nichts, nur zwei Abstellgleise improvisiert, die Module sind aber fertig und eingebaut, eines davon wurde für die Zeit des Bauens als Lackierkabine zweckendfremdet. Der Rest ist Zukunftsmusik, weil erst das Wohnzimmer fertig werden muß. Das Loch- wie gesagt Ytong - ein bischen Stein und ein wenig Putzgips und schon ist es wieder zu.
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Kleinbahn in der Marsch
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12.12.2010 19:31 (zuletzt bearbeitet: 08.03.2017 23:02)
Antworten
), richtig?
